Der Zen-Kreis Kiel
1991 wurde der Zen-Kreis Kiel in den Räumen im Grasweg gegründet, hervorgegangen aus einem Kampfsportverein. Die „sportliche“ Vergangenheit dokumentierte noch viele Jahre ein meterlanges Schwert, das malerisch an einer der Wände hing und erst bei einer größeren Renovierungsaktion entfernt wurde.
Anfangs gab es in Kiel keinen Zen-Lehrer, so dass die ersten Mitglieder des Vereins regelmäßig lange Fahrten nach Bremen oder Steyerberg (Niedersachsen) unternehmen mußten, um mit den dortigen Lehrern ihre Übungen zu besprechen. Das tat dem Eifer der Übenden keinen Abruch, und noch heute kursieren Gerüchte über Holzstrunken, die man anstelle von Sitzkissen verwendete oder eigenhändig aus den umliegenden Knicks ausgegrabene Bäume zur Verschönerung des Gartens vor dem Gebäude.
Weiteren Aufschwung bekam der Verein als Harry Mishō Teske Roshi, Dharma-Nachfolger des Zen-Meisters Rei Shin Bigan Roshi, nach Kiel zog und im Zen-Kreis Kiel als Zen-Meister tätig wurde.
Die Sangha, die Gemeinschaft der Übenden wuchs und damit auch die Ansprüche. In mehreren Renovierungsaktionen wurden die unansehlichen Wände der ehemeligen Lagerräume gestrichen, Fußleisten verlegt und ein schöner kleiner Altar gebaut.
Mit Hilfe vieler Spenden und großem Eigeneinsatz konnte ein Holzfußboden verlegt werden, auf dem besonders im Winter das barfußgehen wesentlich angenehmer ist, als auf dem alten knarrenden Rohbauboden.
1995 reiste eine Gruppe aus Kiel nach Japan, um einen Monat lang Zen im Stammkloster der Kieler Zenline zu üben. Das malerisch in den Bergen nahe der Stadt Hamamatsu gelegene Hokoji-Kloster untersteht dem Abt Saidan Oi Roshi. Mehrere Kieler wurden bei diesem Aufenthalt zu Mönchen und Nonnen ordiniert.
Seit dieser ersten Reise verbrachten immer wieder Kieler Sanghamitglieder unterschiedlich lange Zeit – von zwei Wochen bis mehreren Monaten – im Hokoji-Kloster. Umgekehrt besuchten Mönche des Klosters und auch der Abt Saidan Oi Roshi wiederholt den Kieler Zenkreis, so dass ein guter Kontakt zum japanischen Stammkloster besteht.
Während in den ersten Jahren des Bestehens nur selten längere Übungseinheiten, sogenannte Sesshins, in Kiel durchgeführt wurden, nahm dies in den letzten Jahren stark zu. In regelmäßigen Abständen finden Wochendendsesshin von Freitag bis Sonntag statt, und seit dem legenderen ersten Rohatsu 1999 werden jeweils im Dezember und im August zwei einwöchige Sesshins durchgeführt, die sich immer reger Teilnahme erfreuen.
Über die eigene Zenübung hinaus nehmen Vereinsmitglieder seit Jahren am „Interreligiösen Arbeitskreis“ der Stadt Kiel teil, einem Forum, in dem sich Christen, Muslime, Juden , Hindus, Buddhisten und andere religiöse Gemeinschaften treffen und konstruktiv miteinander arbeiten.
Auch mit anderen Vereinen, z. B. der Deutsch-Japanischen Gesellschaft wurden gemeinsame Veranstaltungen durchgeführt.